Wie alles begann…

Erleben Sie den Beginn der Geschichte um Capri, Fee und Bo!

Lucinda West

Todesdämmerung im Zauberwald

Von guten Mächten auserwählt nehmen drei Kinder aus verschiedenen Welten vereint den grausamen Kampf gegen das Böse auf. Mutig stellen sie sich in jungen Jahren der Todesdämmerung, die am Ende jeden Tages ihre Nebenschwaden als düstere Vorboten des Verderbens aussendet, um sich alles Leben einzuverleiben. Jeder Held kämpft zugleich mit seinem eigenen Schicksal und wird auf dem Weg durch die Todesdämmerung von den eigenen Ängsten und Schwächen heimgesucht.

Lesproben

Mo-Mo´s Kind befand sich noch in der Zwischenwelt. Gerade die überirdische Welt verlassen, geboren in die Gemeinschaft der Traumländer, um zu leben bis der Zeitpunkt des Todes es wieder einholen würde. Um es zurück zum Ursprung zu bringen. Dem Ort, an dem sich Leben und Sterben vereinten.

In diesem alles entscheidenden Augenblick kreuzte sich Sonne und Mond auf dem Antlitz des Kindes und segneten es vereint mit allen Kräften. Der letzte Sonnenstrahl des scheidenden Tages verblasste schließlich und der Mond verschwand schnell wieder hinter seiner Wolke, so sei er auf frischer Tat ertappt worden. Zurück blieb ein kleiner, dunkler Fleck auf der Wange des Kindes, nicht viel größer als eine Sommersprosse. Als Sonne und Mond sich zurückgezogen hatten, ließen sie dem gerade geborenen jüngsten Traumländer eine Gabe zurück, die kein Bewohner des Landes zuvor erhalten hatte. Eine Kraft, gesegnet von den Urkräften der Natur selbst, entstanden aus einem einzigen, kraftspendenden Augenblick, geschenkt vom Zufall oder vorherbestimmt von dem Ursprung des Lebens. Wer vermochte das genau zu sagen?

Seltsam, der aufsteigende Nebel leuchtete plötzlich schöner als jeder Regenbogen, dachte Lou, als sie ihren letzten Atemzug nahm. Ihre reine Seele verwandelte in ihrem Sterben die Todesdämmerung in einen bunten Luftzug am Himmel, auf dem sie ihren Weg zum Tor zu einer neuen Bewusstseinsebene antrat.

Und Capri fing an, wieder mit seinem Herzen zu denken.Verschenkte seinen Verstand. Für diesen Kampf.

Und so blickten zwei Kinderaugen in die Abgründe des Grauens. Sie sahen, was nur eine reine Kinderseele zu sehen vermochte. Hinter der Fassade des Bösen herrschte das Nichts. Das Grauen wurde lediglich genährt von dem Glauben an es selbst.

Fassungslos starrten die Freunde auf das Buch. Trauten ihren Augen nicht, was gerade eben direkt vor ihnen geschehen war. Capris klare, reine Stimme lag noch in der Luft, als er den von selbst geschriebenen Worten Leben einhauchte, indem er sie aussprach.
Der letzte Sonnenstrahl kämpfte mit aller Macht gegen die Dämonen der Dunkelheit. Er wusste, seine Zeit war längst vorbei. Er musste dem Mond Platz machen. Die Mondstrahlen drängten bereits durch die dichte Wolkendecke, die still und leise aufgezogen war. Es war, als verhandle die Sonne beschwichtigend mit dem Mond. Beide Gezeiten wollten und durften sich nicht gleichzeitig begegnen.
Wie schon einmal geschehen.

Lou rieb sich die schmerzende Schulter. Nur wenige Zentimeter vor ihrem kindlichen Gesicht tauchten ebenfalls Dornen auf. Spitze, hässliche Dornen! Die schönen, duftenden Rosenkelche waren mit einem Male verschwunden. Mit ihnen auch der angenehme Duft, den sie verströmt hatten. Lou krauste ihre kleine Stupsnase. Sie meinte den Geruch von verbranntem Fleisch wahr zu nehmen.
Es roch mit einem Male nach Verwesung und Tod.
Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Es war jetzt da.
Ganz nah bei ihr.
Und es gab kein Entrinnen.
Ihre Augen waren starr vor Schreck aufgerissen, als sie zum allerletzten Mal Luft in ihre kindlichen Lungen pumpte.